Seltene Erden: Wofür brauchen wir die wertvollen Rohstoffe?
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Im hohen Norden Schwedens sind bedeutende Vorkommen an seltenen Erden entdeckt worden.
© Quelle: Maja Suslin/Scanpix Sweden/epa/dpa
Der Begriff seltene Erden ist streng genommen nicht richtig. Eigentlich geht es um die Metalle der seltenen Erden – und wirklich selten sind sie auch nicht. Unumstritten ist aber, dass sie sehr wertvoll und wichtig für unsere moderne Technik sind. Aber warum eigentlich?
Was sind sind seltene Erden?
Als seltene Erden werden weiche, silberfarbene Metalle bezeichnet. Insgesamt werden 17 Metalle zu seltenen Erden gezählt, darunter die 14 sogenannten Lathanoide sowie Lanthan, Scandium und Yttrium. Sie werden aus Erzen gewonnen und zu Seltenerdmetallen oder Seltenerdoxiden weiterverarbeitet. Sie wurden erstmals Ende des 18. Jahrhunderts in Schweden entdeckt und kommen in Mineralien vor, die in Form ihrer Sauerstoffverbindungen – auch Oxide genannt – isoliert werden. Diese Oxide wurden früher Erden genannt, wodurch der Name seltene Erden zustande kam.
Wo werden Seltene Erden abgebaut?
Seltene Erden findet man eigentlich nahezu überall auf der Welt, meist jedoch in nur geringen Mengen. Die Mehrheit der Rohstoffe werden in der EU aus China importiert, denn dort sind die meisten und größten Vorkommen – und sie sind zudem besonders günstig. Einem EU‑Kommissionsbericht aus dem Jahr 2020 zufolge bezog die EU zu dieser Zeit 98 Prozent ihres Bedarfs an seltenen Erden aus China. Jedoch wollen sich viele Länder zunehmend unabhängiger von China machen – und suchen daher weltweit nach anderen großen Vorkommen. Versorgungsengpässe gibt es bislang noch nicht.
In Deutschland sind seltene Erden nach bisherigen Erkenntnissen tatsächlich eher rar. Ein in den 1970er-Jahren in Storkwitz in Sachsen entdecktes Vorkommen war zunächst vielversprechend. Jedoch wurde 2015 festgestellt, dass der Gehalt der Metalle im Erz viel zu gering – und ein Abbau somit nicht wirtschaftlich ist.
Wie umweltschädlich ist der Abbau von seltenen Erden?
Grundsätzlich hat jeder Schritt der Gewinnung Folgen für die Umwelt – von dem Bergbau und der damit verbundenen Staubentwicklung bis zu den hohen Treibhausgas-Emissionen bei der Raffinade, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe informiert. Die größten Umweltauswirkungen entständen bei der Separation der Metalle durch die sogenannte Solvent-Extraktion. Denn bei diesem Trennprozess entstehen radioaktive, schwermetallhaltige Rückstände.
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Wofür brauchen wir seltene Erden?
Seltene Erden sind unverzichtbare Rohstoffe: Sie kommen in zahlreichen Elektrogeräten vor und sind auch für die Energiewende notwendig. Denn sie werden zum Bespiel für Schlüsseltechnologien wie Windturbinen und Elektromotoren benötigt. Auch unsere Alltagsgeräte würden ohne sie nicht funktionieren: Das Element Kobalt ist für den Smartphoneakku notwendig, Neodym für Lautsprecher und Europium sowie Terbium für Fernseher, damit diese farbenfroh leuchten können.
Was bedeutet die Entdeckung des größten Vorkommens in Europa?
Diese Frage bleibt bislang noch offen. Das schwedische Bergbauunternehmen LKAB, das das Vorkommen entdeckt hat, nennt den Fund „eine gute Nachricht, nicht nur für LKAB, die Region und die schwedische Bevölkerung, sondern auch für Europa und das Klima“.
Der Weg zum möglichen Abbau der Metalle in Kiruna ist nach LKAB-Angaben allerdings lang. Erster Schritt sei die Beantragung einer Zulassung wohl noch in diesem Jahr. Mit Blick auf andere Genehmigungsverfahren in der Industrie dürfte es mindestens zehn bis 15 Jahre dauern, bevor man tatsächlich mit dem Abbau beginnen und Rohstoffe auf den Markt bringen könne.
Zudem ist es fraglich, ob sich ein Abbau und Export in Europa wirtschaftlich rechnet. Der Geowissenschaftler und Wissenschaftsredakteur des Südwestrundfunks Thomas Hillebrandt sagte gegenüber der „Tagesschau“: „Solange man dann vielleicht den Faktor 100 an Produktionskosten braucht im Vergleich dazu, das ganze aus China zu importieren – so lange wird sich das nicht lohnen. Über den Preis wird sich entscheiden, aus welchen Quellen man seltene Erden bezieht.“
RND/bk mit Material der dpa