Fox News: Wie der konservative US-Sender politisch mitmischt
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"Fox lies - democracy dies" - am 21. Februar 2023 protestierten mehrere US-Amerikaner vor der Fox-Zentrale in New York.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
New York. Im Mai 2018 benötigten US-Toprepublikaner Hilfe. Präsident Donald Trump und der seinerzeitige Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, wollten verhindern, dass ihre Parteifreunde in West Virginia den schwer vorbelasteten Don Blankenship als Kandidaten für die Senatswahl im Herbst nominieren. So wandten sie sich denn an den Gründer von Fox News, Rupert Murdoch - und der ließ sich nicht lumpen.
Blankenship, ein ehemaliger Kohlegrubenbesitzer, war früher im Zusammenhang mit einem tödlichen Unfall in einer seiner Minen wegen Sicherheitsverstößen verurteilt worden. Beide, Trump und McConnell, bäten um Hilfe, einen nicht wählbaren Kandidaten zu verhindern, schrieb Murdoch an führende Fox-News-Manager. „Alles während des Tages ist hilfreich, aber wenn Sean (Hannity) und Laura (Ingraham, beide Topmoderatoren) ihn übel kritisieren, könnte das die Kuh vom Eis bringen.“
Fox News: Journalismus und Parteipolitik eng verwoben
Murdochs Drängen wurde in Gerichtsdokumenten enthüllt, die Teil einer Verleumdungsklage der Wahlautomaten-Firma Dominion Voting Systems gegen Fox sind und diese Woche veröffentlicht wurden. Es ist ein Beispiel unter vielen, die zeigen, wie Fox aktiv in die Politik involviert war anstatt schlicht über sie zu berichten oder sie zu kommentieren.
Das meistgesehenes Kabel-Nachrichtennetzwerk in den USA wird angesichts seiner großen konservativen Fan-Basis seit Langem als eine Macht in der republikanischen Politik betrachtet, aber die jetzt publik gewordenen Tausenden Seiten Dokumenten führen vor Augen, in welchem Ausmaß die Grenzen zwischen Journalismus und Parteipolitik verwischt wurden. Die Enthüllungen sind eine Herausforderung für die Glaubwürdigkeit der Fernsehgesellschaft just zu Beginn einer neuen Wahlsaison, in der Trump mit seiner erneuten Kandidatur wieder ein Schlüsselspieler ist.
Dominion zog wegen Fox-Berichterstattung vor Gericht
Blankenship, der die Vorwahl verlor, sagte am Mittwoch in einem Interview, dass er die Veränderung - den harscheren Ton in der Berichterstattung des Senders - sofort gespürt habe. Das Vorgehen sei sehr smart gewesen, der Kübel am Vortag der Wahl über ihm geleert worden, „so dass ich keine Zeit zum Reagieren hatte“.
Fox nannte am selben Tag die Klage von Dominion einen ungeheuerlichen Angriff auf die Redefreiheit. Das Unternehmen war nach der Wahl 2020 zum Ziel von Verschwörungstheorien über großangelegten Wahlbetrug geworden, die oft im Fox-Äther befördert wurden, und zog deshalb vor Gericht. Mit den Dokumenten will das Unternehmen belegen, wie stark sich der Sender selbst aktiv parteipolitisch betätigt hat.
Rupert Murdoch veranlasste Kritik an Joe Biden
So drängte Murdoch den Unterlagen zufolge Führungspersonen bei Fox auch dazu, den Nutzen von Trump betriebener Steuersenkungen 2017 herauszustellen und erfolgversprechenden republikanischen Senatsbewerbern besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Und er wollte, dass sich Fox über den zurückhaltenden Präsidentschaftswahlkampf von Joe Biden auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie auslässt.
In den Tagen nach der Wahl, als Trump zunehmend wilde Wahlbetrugsvorwürfe verbreitete, schickte Rupert Murdochs Sohn Lachlan Murdoch, der Vorstandsvorsitzende des Dach-Medienunternehmens Fox Corporation, eine SMS an Suzanne Scott, CEO von Fox News. Darin ging es um eine geplante Trump-Kundgebung. „Nachrichten-Leute müssen vorsichtig sein, wie sie über diese Kundgebung berichten“, schrieb er den Gerichtsunterlagen zufolge. „Bislang sind manche der Nebenkommentare leicht anti, und das sollten sie nicht sein. Das Narrativ sollte dieses große Feiern des Präsidenten sein, usw.“
Fox: Enge Verbindungen zu Donald Trump
Einiges vom politischen Fox-Aktionismus ist bereits wohlbekannt, so die häufigen Gespräche des Starmoderators Hannity mit Trump während dessen Präsidentschaft. Aber die Gerichtsdokumente zeigen auf, wie Rupert Murdoch, der Boss, sich auch persönlich engagierte. So schickte er Scott im November 2017 eine E-Mail, in der er dazu aufrief, Trumps Gesetzesinitiative für Steuersenkungen - damals noch im Senat anhängig - hervorzuheben. „Sobald sie dieses Gesetz gebilligt haben, müssen wir unseren Zuschauern immer wieder sagen, was sie erhalten werden“ - wie er es verstehe, „fantastisch“ für alle mit einem Einkommen unter 150 000 Dollar, schrieb Murdoch.
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Während seiner Präsidentschaft stand Donald Trump (Foto) häufig mit Fox-Starmoderator Sean Hannity in Kontakt.
© Quelle: Alex Brandon/AP/dpa
Nach der ersten Präsidentschaftsdebatte 2020 sagte ein „entsetzter“ Murdoch Trumps Schwiegersohn und Wahlkampfleiter Jared Kushner, dass der Präsident sich in der nächste TV-Debatte mehr zurückhalten sollte. Trump sagte die Veranstaltung ab. „Das war Rat von Freund zu Freund“, so Murdoch in einer eidesstattlichen Aussage im Zusammenhang mit Dominions Verleumdungsklage. „Es war kein Rat von der Fox Corporation oder in meiner Kapazität bei Fox.“
Rupert Murdoch gab Interna an Trumps Wahlkampfleiter weiter
„Was ist der Unterschied?“ fragte Dominions Anwalt Justin Turner. „Sie stellen mir andauernd Fragen als Chef von Fox“, antwortete Murdoch. „Es ist eine andere Rolle, ein Freund zu sein.“
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Rupert Murdoch hat bereits die Verbreitung von Falschbehauptungen nach den Präsidentschaftswahlen 2020 durch einige Kommentatoren des konservativen US-Senders Fox News eingeräumt.
© Quelle: Mary Altaffer/AP/dpa
Den Gerichtspapieren zufolge leitete Murdoch Kushner vorab auch einen Werbespot für die Biden-Wahlkampagne zu, der bei Fox News ausgestrahlt werden sollte. Am 25. September 2020 mailte er ihm, dass „meine Leute mir sagen“, Bidens Spots „sind kreativ viel besser als eure. Ich gebe das nur weiter.“ Fox erklärte am Mittwoch, dass die Kushner zugeleitete Anzeige schon vorher auf YouTube und bei mindestens einer anderen Fernsehstation öffentlich zugänglich gewesen sei.
Moderator Sean Hannity sollte Republikaner unterstützen
Tage vor der Wahl 2020, nachdem sich Fox-Wirtschaftsmoderator Lou Dobbs kritisch über den republikanischen Senator Lindsey Graham geäußert hatte, appellierte Murdoch an Scott, dafür zu sorgen, dass Hannity Graham unter die Arme greife. Der Senator bewarb sich um eine Wiederwahl und hatte es mit einem ernsthaften demokratischen Herausforderer zu tun. „Du weißt wahrscheinlich von dem Lou-Dobbs-Ausbruch gegen Lindsay Graham“, schrieb er am 27. Oktober (mit einem Tippfehler im Vornamen). „Könnte Sean etwas Unterstützendes sagen? Wir können den Senat nicht verlieren, wenn irgend möglich.“
Graham sei am Vorabend in Hannitys Show gewesen, „und er erhielt eine Menge Zeit“, antwortete Scott. Sie habe sich um die Sache gekümmert.
RND/AP